Göttlicher Sex nach dem Flinderer

19. März 2006

Das Troschenreuther Mundarttheater lud zu einer Uraufführung, Bürgermeister, Stadträte und Geistlichkeit folgten ebenso wie zahlreiche Zuschauer aus nah und fern, die miterleben wollten, ob die Troschenreuther nach dreijähriger Spielpause an die Erfolge der letzten Stücke anknüpfen können.

Das Troschenreuther Mundarttheater lud zu einer Uraufführung, Bürgermeister, Stadträte und Geistlichkeit folgten ebenso wie zahlreiche Zuschauer aus nah und fern, die miterleben wollten, ob die Troschenreuther nach dreijähriger Spielpause an die Erfolge der letzten Stücke anknüpfen können.

Wer explodierende Bühnenteile, Tanzeinlagen oder gar sexuelle Szenen erwartet hatte, war vielleicht etwas enttäuscht. Geboten wurde dagegen solide Mundartkomik, Momentaufnahmen aus dem dörflichen Leben, gekonnt inszeniert und mit allerlei lokaler Würze gepfeffert, jedoch geschickt verpackt, so dass auch auswärtige Besucher voll auf ihre (Lach-)Kosten kommen.

Das Stück „Prinzessin Europas göttlicher Sex“ kommt etwas schwer in Fahrt, die Geschehnisse verwickeln sich langsam. Am Tag nach einem Fest in Pegnitz fehlen Jungbauer und Hengst, obwohl Tochter Gerdi schwört, mit beiden heimgeritten zu sein. Sorge schlägt in Eifersucht um, als beide wieder auftauchen, Ludwig jedoch eine völlig andere Geschichte erzählt. Ab hier fliegen die Fetzen, die Dialoge sprühen und die Verwirrungen nehmen ihren Lauf, ein tragisches Ende erscheint unausweichlich, bis sich mit Blitz und Donner die Götter einschalten.

Die Rollenverteilung passt perfekt Heinz Rupprecht mimt den mit der Situation überforderten Bauern Franz, der seiner herrischen Frau Anna (Katrin Götz) kaum etwas entgegensetzen kann. Manfred Popp gibt gekonnt den leicht vertrottelten Knecht, der es jedoch faustdick hinter den Ohren hat. Hinter ihm ist die Magd Kathi her, gespielt von Karolin Buchfelder. Urkomisch wirken ihre Grimassen und Gesten, das Publikum bedankt sich mir zahlreichem Szenenapplaus.

Die beiden Jungschauspieler Melissa Heieis als Gerdi und Jan Madalsky als Ludwig fügen sich gut in das Ensembel der erfahrenen Truppe ein, überzeugen in ihren Rollen voll, auch wenn beide vielleicht noch etwas mehr aus sich heraus gehen könnten.

Wolfgang Hempfling gibt in einem Kurzeinsatz als Tierarzt die richtigen Hinweise für „Detektivin“ und Dorftratsche Leni (Karin Wiesend). Im Stile einer Miß Marple nimmt sie Faden um Faden auf und spinnt sich daraus eine Lösung, die jedoch sie jedoch selbst nicht glaubt. Daneben gibt sie erstaunliche Einblicke in die Funktionsweise einer dörflichen Ratschzentrale und Gerüchteküche.

Dass sich am Ende alles wieder zusammenfügt, dafür sorgt nicht zuletzt die griechische Mythologie. Autor Dr. Handrik, der der Premiere ebenfalls beiwohnte, zeigte sich sehr angetan von der Leistung der Schauspieler unter der Regie von Wolfgang Hempfling.

Hinter den Kulissen wirken ferner mit: Nadine Arnold, Denise Madalsky, Nicole Dettenhöfer, Andreas Neubauer, Melanie Gilch, Birgit Schuster, Christian Vogl, Natalie Hempfling und Adolf Hofer. Andreas Heidenreich aus Pegnitz drehte mit Kilian und Helmut Dettenhöfer sowie den andern Schauspielern drei Videoclips, die als besonderer Effekt im Stück auftauchen.

Wer nun wissen will, was es in dieser gelungenen Komödie überhaupt mit der Prinzessin Europa und ihrem göttlichen Sex auf sich hat, der hat hierzu noch fünfmal an den nächsten Wochenenden die Gelegenheit dazu (24./25.3., 31.3./1.4., 7.4.06). Karten gibt es online unter www.mundarttheater.de oder bei Möbel Dettenhöfer in Pegnitz. Beginn ist jeweils um 20:00 Uhr im Saal des Gasthauses „Zum roten Ochsen“ in Troschenreuth.


Bilder:

Leni (Karin Wiesend), Hans (Manfred Popp) und Kathi (Karolin Buchfelder)

Gerdi (Melissa Heieis), Anna (Katrin Götz) und Ludwig (Jan Madalsky)

Franz (Heinz Rupprecht) und Leni (Karin Wiesend)