470 Kilometer zu Fuß auf Pilgerreise

02. Juli 2005
„Eigentlich kann man den Weg gar nicht beschreiben", meinte Gretl Hempfling auf KURIER-Nachfrage, „den muss man erleben." Trotzdem erzählte das Seniorenehepaar begeis­tert von der Pilgerreise.
„Eigentlich kann man den Weg gar nicht beschreiben", meinte Gretl Hempfling auf KURIER-Nachfrage, „den muss man erleben." Trotzdem erzählte das Seniorenehepaar begeis­tert von der Pilgerreise.

TROSCHENREUTH

 

Von Christine Höfig

 

Vergangene Woche erhielt der KU­RIER im Rahmen der „Leser grüßen Leser"-Aktion eine Postkarte von Gretl und Horst Hempfling aus Troschenreuth, die berichteten, dass sie als Pilger von Burges bis Santi­ago de Compostela in Spanien 470 Kilometer zu Fuß gelaufen sind. So­fort war klar: das ist eine größere Geschichte.

Santiago de Compostela gilt nach Rom und Jerusalem als drittwichtigs­ter Pilgerort. Dort liegen die Gebeine des heiligen Jakobus begraben, eines der zwölf Apostel. Der Legende nach soll der heilige Jakobus im Jahre 843 während einer Schlacht gegen die Mauren hoch zu Ross im Kampfge­tümmel erschienen sein und die Schlacht für die Christen entschieden haben. Seither wird er auch als der Maurentöter bezeichnet. „Ob das wirklich passiert ist, wissen wir nicht", kommentierten die Hempf­lings lachend.

Traum verwirklicht

Seit 15 Jahren träumten sie davon, einmal den Jakobusweg zu gehen, und nun, da sie im Ruhestand sind, konnten sie sich endlich ihren Traum erfüllen. In Burgos starteten sie ihre Pilgerfahrt. „Der erste Tag war schon sehr schwierig", erzählte Gretl Hempfling, aber dann gewöhnten sie sich an die Anstrengung. Bei durch­schnittlich schnittlich 30 Grad im Schatten wan­derten sie von Herberge zu Herberge. „Wir sind vor allem vormittags gelau­fen, bevor es so richtig heiß wurde." Der Weg war gut gekennzeichnet mit gelben Pfeilen und mit der Jakobsmu­schel. Die Pilgerherbergen, erinnern sich die Hempflings, waren sehr un­terschiedlich. terschiedlich. Es gab hübsche, sau­bere und ordentliche, aber auch wel­che, die so furchtbar waren, dass sie lieber in einem Hotel übernachtet ha­ben. Luxus gab es freilich auch in den hübschen Herbergen nicht: rund 20 Leute schliefen in einem Zimmer, es gab eine Dusche und fließendes Was­ser, mehr nicht. „Da sieht man, mit wie wenig der Mensch eigentlich aus­kommen kann," kommentierte Gretl Hempfling.

Gastfreundliche Spanier

Besonders begeistert sind die Hempflings von der Gastfreundschaft der Spanier. Einmal, erinnerten sie sich, wurden sie bei einem Bauernhof einfach so von einer Spanierin zu Omeletts eingeladen. Auch die Pilger untereinander waren stets freundlich: Man grüßte sich, man half einander und teilte die Wegzehrung. Da die Pilger aus aller Herren Länder stammten, redete man mit Händen und Füßen, „aber man verstand sich irgendwie." Familien mit Kindern, Jugendliche, Rentner, jede Altersgruppe und jede Bevölkerungsschicht war vertreten. Auf der Strecke liefen die Hempflings durch die unterschiedlichsten Landschaften. Flache, ebene Strecken, Berg- und Tallandschaften. „Die Berge waren ganz rot vom blühenden Heidekraut", erinnerte sich Horst Hempfling. Ginster blühte, es gab Eukalyptusbäume und Pappeln. Viele Kirchen säumten den Weg, aber leider waren manche so zerfallen, dass man sie nicht betreten konnte. Dafür nisteten Störche überall auf den Kirchen.

Häusermauern ohne Mörtel

Auf dem ersten Stück des Weges waren die Häuser aus Lehm, mit den für den Landschaftsstrich charakteris­tischen Strohdächern. Ab Cebreiro nahmen Häuser aus geschichtetem Granit die überhand. „Viele von de­nen waren aus übereinander ge­schichteten Steinen gebaut, die gar nicht mit Mörtel verbunden waren", erzählte Horst Hempfling begeistert.


Nach 24 Tagen und 470 Kilome­tern kamen die Hempflings in Santi­ago de Compostela an. Nach Besichti­gung der Kathedrale mit dem Grab des heiligen Jakobus reisten die Hempflings weiter nach Kap Finis­tere, wo sie sich vier Tage lang am Meer ausruhten, bevor sie nach Tro­schenreuth zurückkehrten. „Ich bin heute noch ganz happy, wenn ich an die Reise denke", schwärmt Gretl Hempfling. „Und ich hab' drei Kilo ab­genommen", genommen", freut sich Horst Hempf­ling.


(02.07.2005 Nordbayerischer Kurier)